Der Geist des Reviers

Vielen Dank für die vielfältigen Wort- und Textbeiträge.

Die Licht- und Audioinstallation war während der ExtraSchicht 2012 am 30. Juni 2012 auf dem Campus der Ruhr-Universität Bochum zu sehen.

Der Geist des Reviers
Es mag mystisch klingen, aber ich behaupte, über der Ruhr-Universität schwebt ein Geist. Und zwar nicht einfach der Geist, der sich üblicherweise gerne an Universitäten herumtreibt, um ab und an Wissen und Denken zu inspirieren. Es ist auch ein Geist, der die Geschichte des Ruhrgebiets mit sich trägt. Und ein Geist, der versammelt und in Bewegung versetzt, was all die Studierenden, Lehrenden und Erwerbsarbeitenden dank ihrer unterschiedlichen Geschichten, Herkünfte, Wünsche und Ideen an diesen Ort bringen. Den „Geist des Reviers“ möchte ich dieses vielfältige Gebilde nennen. Einerseits ein immaterielles, imaginäres, nicht greifbares Wesen, dessen Beschaffenheit nicht oder nur schwer (be)greifbar ist. Andererseits etwas, das Verbindungen eingeht, nicht nur mit Köpfen, Denken, Wissen, sondern auch mit Körpern – das selbst kein Körper ist, sich aber Körper sucht. Und nicht zuletzt etwas, das vielleicht hilft, Beziehungen zu knüpfen, die über das Revier der Universität hinausreichen: Denn zwar erscheint die Ruhr-Universität für Außenstehende als befremdender, machtbesetzter, nicht transparenter Ort, der ohne Vermittlung keineswegs einladend ist. Doch ist sie zugleich ein Wissens- Lehr- und Arbeitsraum für Menschen verschiedenster Hintergründe und Nationalitäten, die bereit sind, Dinge hinein- und hinauszutragen.

Der Geist des Reviers – eine Metapher für Unbekanntes und für die Neugier auf Unbekanntes.
Licht macht es möglich, dem Geist eine Materialität zu verleihen. Durch die künstlerische Lichtarbeit werden die Fassaden der Universitätsbibliothek und des Musischen Zentrums mit internationalen „Wortgeistern“ überzogen. Am Ort der Kommunikation per se befördern Sprache und Schrift, verdichtet in individuell gewählten Worten, nach außen, was Menschen unter dem Geist des Reviers verstehen und wie sie ihn erleben. Die teilweise bewegten Lichtprojektionen werden Inhalte zum Nachdenken liefern, aber auch Gefühle und Erfahrungen vermitteln. Auf diese Weise werden die Fassaden mittels illuminierter Wörter zu einem visuellen Echo.

Sigrid Sandmann